Aller Ursprung verliert sich im Dunkeln der Geschichte. So gibt es nur noch wenige Spuren, die uns einen Hinweis auf die Herkunft des Go liefern. Einen guten Hinweis birgt die bekannte Sage über den mythischen Urkaiser von China, Yao.
Yao soll seinen Sohn auf sein zukünftiges Amt vorbereitet haben, indem er ihm die Himmelskunde vermittelte. Als Vermittler zwischen den Menschen und den Göttern war dieses Wissen von entscheidender Bedeutung. Zur Veranschaulichung soll er ein Brett mit aufgezeichnetem Koordinatensystem und linsenförmigen Steinen verwendet haben. Doch statt sich für die Sterne zu interessieren, weckten die Steine das Interesse des jungen Thronfolgers.
Diese Überlieferung sichert Yao zwar nicht als historischen Erfinder, jedoch birgt sie die Herkunft des ältesten Brettspiels der Welt. Astrologen im alten China haben schon vor über 4.000 Jahren Steine auf ein Brett mit Linien geworfen, um aus den Konstellationen Zeichen und Symbole zu lesen.
Belege für diese "himmlische" Herkunft lassen sich noch heute feststellen. So wird der Mittelpunkt des Spielbretts als Tengen (jap.: Zentralpunkt des Himmels) bezeichnet, die Ränder tragen noch heute die Namen der vier Himmelsrichtungen und die Markierungspunkte bezeichnet man immer noch mit Hoshi (jap.: Stern). Eine weitere verblüffende Tatsache ist, dass ein 19x19-Brett 361 Kreuzpunkte zählt. Diese Zahl weicht nur minimal von der Anzahl der Tage im Jahr ab.
Das Zufallselement, welches dem Werfen der Steine zugrunde liegt, war wohl der Auslöser ein Glücksspiel zu schaffen, das Weiqi (chin. Begriff für das jap. Wort Igo).
In der Han-Dynastie (206 - 220 v.Chr.) entstanden die ersten Aufzeichnungen von Spielen und Weiqi erfuhr seine erste Blüte.
Nach diesem Hoch folgten unsichere Zeiten, die sich aus dem Zerfall des chinesischen Zentralstaates ergeben hatten.
In der Sui- und der Tang-Dynastie (6. Jahrhundert n.Chr.) brachen erneut Knospen auf und Weiqi machte den ersten Schritt zu einem seriösen Spiel.
Eine dieser neuen Blüten war die verstärkte Präsenz in der Literatur, so zum Beispiel durch erste Strategiebücher (Gokyo und Gosetsu), welche noch eine deutliche astrologische Prägung aufwiesen. Der neue Aufschwung machte Weiqi geradezu zu einem Kulturgut, wie es die klassische Musik Europas im 18. und 19. Jahrhunderts n.Chr. werden sollte. So waren, wie auch in Europa, die Träger dieses Gutes die höheren Gesellschaftsschichten.
In Japan blieb Go seit seiner Einführung bis ins 19. Jahrhundert ausschließlich den oberen Schichten vorbehalten. Durch die Verbreitung unter den Priestern, Aristokraten und Samurai erlangte Go einen solch hohen Status, dass Nicht-Go-Spieler als schlecht erzogen galten.
Unter den Samurai und anderen Kriegsherren war Go vor allem wegen seiner strategischen Eigenschaften so beliebt, dass es als Pflichtstoff an militärischen Akademien gelehrt worden war. Ein moderner Feldherr, der in China Go zum Vorbild genommen hatte, war Mao Zedong.
Aus der Sicht dieses Kriegerstandes verläuft eine Go-Partie in etwa so. Zwei Kriegsherren beginnen Wachtposten auf dem Gelände zu verteilen. Nach und nach werden sie ausgebaut und erweitert, von feindlichen Verbänden eingekesselt oder anderweitig bedrängt.
In Japan blieb Go seit seiner Einführung bis ins 19. Jahrhundert ausschließlich den oberen Schichten vorbehalten. Durch die Verbreitung unter den Priestern, Aristokraten und Samurai erlangte Go einen solch hohen Status, dass Nicht-Go-Spieler als schlecht erzogen galten.
Unter den Samurai und anderen Kriegsherren war Go vor allem wegen seiner strategischen Eigenschaften so beliebt, dass es als Pflichtstoff an militärischen Akademien gelehrt worden war. Ein moderner Feldherr, der in China Go zum Vorbild genommen hatte, war Mao Zedong.
Aus der Sicht dieses Kriegerstandes verläuft eine Go-Partie in etwa so. Zwei Kriegsherren beginnen Wachtposten auf dem Gelände zu verteilen. Nach und nach werden sie ausgebaut und erweitert, von feindlichen Verbänden eingekesselt oder anderweitig bedrängt.
Zu dieser extremen Anschauung gab es einen Gegenpol, die Anschauung der buddhistischen Mönche. Nach ihren Vorstellungen ist eine schöne Partie gespielt, wenn ein Kräftegleichgewicht zu einem knappen Ergebnis geführt hatte. Ein solches Gleichgewicht war erwünscht, da die Steine die zwei elementaren Kräfte des Universums symbolisierten, Yang (die weißen Steine) und Yin (die schwarzen Steine). Ein weiterer Aspekt dieser Go-Anschauung war, dass man mit jedem Zug Ziele priorisieren muss, was die Stärken und Schwächen des menschlichen Charakters offen legt. Daher war Go eine gute Methode sein Innerstes zu erforschen, um Erleuchtung zu erlangen.
Nach dem Bürgerkrieg zwischen dem 14. und 15. Jhr. n.Chr. blühte Go in den drei folgenden Shogunaten auf und sicherte sein Überleben für die kommenden Jahrhunderte.
Das erste Shogunat begründete Oda Nobunaga (1534 – 1582 n.Chr.) [1], der den Mönch Nikkai als Lehrer immer wieder nach Edo (Tokyo) einlud, damit dieser ihm seinen Go-Stil verbessere und Schaukämpfe austrüge.
Als zweiter Shogun folgte Toyotomi Hideyoshi (1534 – 1598 n.Chr.), der ganz Japan vereinigte und ein großes Turnier veranstaltete, welches die Spieler in das neue Dan-System einstufte, das noch heute gilt.
Das dritte Shogunat, welches von Tokugawara Jeyasu geführt worden war, hatte Voraussetzungen geschaffen, die dem Go sein Überleben für die kommenden Jahrhunderte sichern sollte. Diese Epoche wird als Edo-Periode (1563 – 1867 n.Chr.) bezeichnet. Tokugawara ließ vier Go-Schulen gründen, die fortan in harter Konkurrenz um Gönner standen. Weiterhin verfügte er, dass alljährlich ein Go-Turnier am Hofe des Shogun ausgetragen werden sollte (Oshiro-Turnier). Zum Dritten richtete er das Amt des Go-Ministers (Godokoro) ein, von denen es in der Edo-Periode nur acht gegeben hat, da das Amt nur vom besten Spieler besetzt werden kann.
[1] http://youtube.com/watch?v=u1iT_iAbHSQ
Der Wegbereiter modernen Go-Spiels war Honinbo Dosaku (1645 - 1705). Er entwickelte die Weite-Brett-Theorie, die sich nicht in lokalen Kämpfen verlor, sondern das ganze Brett in strategische Überlegungen mit einbezog.
Der bekannteste Spieler aller Zeiten kann wohl als Honinbo Shusaku (1829 – 1862 n.Chr.) benannt werden. Das besondere Merkmal seiner Strategie lag darin, dass er nur dann kämpfte, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Er verteidigte lediglich den geringen Vorsprung, statt noch mehr zu gewinnen.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts n.Chr. wandelte sich Japan zu einem modernen Staat und begann den Wettlauf mit anderen Industrienationen. Zu jener Zeit wurden die Go-Häuser enteignet und viele Schriften sind unwiderruflich verloren gegangen. Das verlorene Wissen warf das Go als Ganzes zwar zurück, aber man lernte daraus.
So wurde 1879 die Go-Organisation (Hoen-Sha) gegründet, der Vorläufer des Go-Bundes (Nihon Kiin). Der Verbund machte es nun auch möglich, dass Go von der allgemeinen Bevölkerung gespielt werden konnte, was bis dahin per Gesetz verboten war.
Die Öffnung Japans hatte auch ein steigendes Interesse der westlichen Nationen am Land der aufgehenden Sonne zur Folge. Durch dieses Interesse findet auch Go Eingang nach Europa, beispielsweise in den "Mitteilungen der deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens". Erste Verbände werden gegründet und Turniere veranstaltet. Erst durch den 2. Weltkrieg kommt Go in Europa weitgehend zu einem Wachstumsstopp.
Bis in die 80er Jahre des 20. Jhr. n.Chr. war Japan wissenschaftliches Zentrum für Go. China hieß der wieder erstarkte Kämpfer um die Weltspitze und in den 90er Jahren folgte Korea mit aggressivem Spielstil.
Die Einfachheit der Regeln und die Vielfältigkeit der Zugmöglichkeiten werden auch in Zukunft dafür sorgen, dass Go sich verbreitet und ein nie endendes Interesse schafft.
Ich schließe mit den Worten von Emmanuel Lasker (1868 – 1941), dass Go, im Gegensatz zum Schach, über diese Welt hinaus ginge und somit den denkenden Lebewesen des Universums bekannt ist.